Fashion

Fast Fashion: Wie schnell darf Mode eigentlich sein?

Wenn ich so durch die Fußgängerzonen schlendere und mir, mit Tüten vollgepackte, junge Frauen (und auch Männer) entgegenkommen, muss ich mir jedes Mal wieder aufs Neue die Frage stellen, was in unserer Gesellschaft alles so schief läuft.
Haben die Menschen kein Bewusstsein für die Umwelt? Kann man wirklich so ignorant sein? Oder liegt es einfach nur daran, dass die Gesellschaft verblödet? Die dritte Frage mag zwar ein wenig überspitzt formuliert sein, jedoch hat sie in der heutigen Zeit ganz klar ihre Daseinsberechtigung. Wenn Schulkinder im Bus die Songs von Katja Krasavice lauthals mitsingen oder Germanistikstudenten im erstem Semester fragen, was denn der Genitiv sei…aber ich schweife mal wieder ab. Der Artikel soll schließlich nicht die Frage beantworten, wie blöd unsere Gesellschaft ist, sondern sich mit dem Thema Fast Fashion auseinandersetzen.

Was ist eigentlich Fast Fashion?

Unter dem Begriff Fast Fashion wird die Beschleunigung des gesamten Modesystems verstanden. Die neusten Kollektionen auf den Laufstegen werden immer schneller von Modeketten, wie Zara oder H&M, kopiert und statt der jährlichen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter-Kollektionen werden noch viele weitere Kollektionen produziert, damit die Kunden immer wieder die Geschäfte der großen Ketten aufsuchen und sich die neusten Trends kaufen. Dieses rasante System konnte sich allerdings erst im Zuge der technologischen Weiterentwicklung der Textilproduktion, der damit einhergehenden Demokratisierung der Mode und des stetig wachsenden Konsumverhaltens unserer Gesellschaft entwicklen.
Dieser Wandel bringt jedoch eine Menge Nachteile mit sich, da diese Massen an produzierten Textilien eine enorme Bedrohung für die Umwelt darstellen. Laut Greenpeace befindet sich vier Mal so viel Kleidung in unseren Kleiderschränken als noch in den 1980ern und davon werden mindesten 20 Teile gar nicht erst getragen. Pro Jahr werden weltweit 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert und allein nach Deutschland gehen 800.000 Tonnen der Textilien. Für diese Massen werden nicht nur Unmengen von Ressourcen unseres Planeten in Anspruch genommen, auch der Einsatz von schädlichen Chemikalien belastet die Umwelt und auch unsere Körper unnötig. Ein weiteres Problem ist die Entsorgung der Massen von textilen Schrott, die jedes Jahr produziert und kurze Zeit später schon wieder entsorgt werden.
Fast Fashion stellt also, egal wie die Ketten Zara, Primark und Co. es verkaufen wollen, eine enorme Belastung für unseren Planeten dar und ist mit 10% des globalen CO2-Ausstoßes die zweit umweltschädlichste Industrie

Welchen Einfluss haben Influencer auf die Fast Fashion-Gesellschaft?

In dem Zusammenhang habe ich mich in letzter Zeit kritisch mit dem Konsumverhalten von Influencern auseinandergesetzt. Influencer, wie Caro Daur oder Leonie Hanne, leben ihren jüngeren Followern ein so unnatürliches Konsumverhalten vor, da sie jeden Tag andere Outfits tragen und man nur selten Kleidungsstücke ein zweites Mal auf ihrem Account sieht. Auch wenn viele der Teile geliehen sind und nicht von Fast Fashion-Ketten produziert wurden, so suggerieren sie ihren jungen Followern trotzdem, dass man ja jeden Tag etwas anderes tragen sollte und das spiegelt sich wiederum in deren Konsumverhalten wieder, indem sie ähnliche Designs bei Ketten, wie Mango, H&M und Co. nachkaufen.
Doch es sind keineswegs nur die großen Influencer, die mit ihrem Konsumverhalten die Follower negativ beeinflussen. Auch „kleinere“ Influencer, die noch bereitwillig mit jedem Label kooperieren, um Klamotten umsonst zu bekommen, agieren verantwortungslos, indem sie für die Fast Fashion-Retailer werben, die nicht nur massenhaft textilen Schrott produzieren, sondern ihre Kollektionen unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren lassen.
Ein Beispiel: Gegen Ende des letzten Jahres hat eine Influencerin über ein Blogger-Event von Primark berichtet und das Unternehmen dafür gelobt, dass sie ja verantwortungsbewusst und nachhaltig produzieren würde und in einem Nebensatz erwähnte sie, dass sie sich gleich sechs Paar Handschuhe an dem Tag gekauft hat. Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Genau das habe ich sie schließlich auch gefragt und ihre Antwort lässt mich noch heute mit dem Kopf schütteln:

„Ich habe mehr Handschuhe kann mehr variieren und die Handschuhe halten ja auch total lang. Es geht ja auch darum, dass man nicht so viel wieder wegwirft. :)“

Natürlich hat sie damit recht, dass man nicht so viel wegwerfen sollte, doch wenn ich sechs Paar Handschuhe kaufe, schmeiße ich diese sechs Paar auf kurz oder lang weg. Wenn ich dagegen nur ein Paar kaufe, am besten in einer Farbe, die zu jedem Outfit passt, schmeiße ich irgendwann auch nur ein Paar weg.
Wenn ein Großteil der Influencer ihre Kooperationen verantwortungsbewusster wählen und gegen die Wegwerfmentalität arbeiten würden, indem sie mit ihrer Reichweite ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Mode schaffen würden, könnte man ihre Arbeit auch ernster nehmen. 

Slow Fashion: Das gesunde Gegenstück zu Fast Fashion

Zu meiner Freude sprießen jedoch auch immer mehr Slow Fashion-Blogs aus dem Boden und verbreiten die Message, dass man keinen großen Kleiderschrank mehr braucht, um stylisch auszusehen. Zusätzlich leisten diese Blogger eine wichtige Aufklärungsarbeit, indem auf ihren Blogs über wirklich faire Labels (denn nicht nur billige Marken produzieren unter schlimmsten Bedingungen) und über sogenannte Capsule Wardrobes, also Kleiderschränke, die, nach dem Motto „Weniger ist mehr“, aus wichtigen Basics und modischen Einzelteilen bestehen, die sich frei kombinieren lassen, berichten.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sich immer mehr Blogger dieser Bewegung anschließen und unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren ein stärkeres Bewusstsein für Slow Fashion entwickelt und sich öfter mal die Frage stellt „Brauche ich das wirklich?“.

Wenn Euch Labels, die unter fairen Bedingungen produzieren, interessieren, lasst es mich doch gerne in den Kommentaren wissen, dann würde ich nämlich für einen zweite Teil zum Thema Fast beziehungsweise Slow Fashion recherchieren. 🙂

8 Comments

  • Saskia

    Ich bin auf jeden Fall für einen Teil 2. Ich habe auch früher viel zu viele Sachen gekauft und hatte viele Fehlkäufe zuhause. Bei mir war fast der Blog schuld, weil ich immer etwas neues zeigen wollte. Mittlerweile zeige ich Teile auch doppelt und dreifach was ich eigentlich noch viel besser finde, da so die Leser sehen können wie gut sich ein Teil unterschiedlich kombinieren lässt. Das fehlt mir auf anderen Blog leider oft.

    • Veni

      Ja mir ging es ähnlich. Wenn man einen Blog hat, neigt man einfach dazu viele Klamotten zu kaufen, um sie zu präsentieren. Ich finde es allerdings auch viel interessanter zu sehen, wie man ein Teil gleich mehrmals kombinieren kann. 🙂
      Man kann nur hoffen, dass auch andere Blogger ein Bewusstsein dafür entwickeln. 🙂

      Liebe Grüße und einen wunderschönen Feiertag 🙂
      Marvena

  • Lara

    Diese Verschwendung ist wirklich schlimm…
    Ein zweiter Teil wäre toll, weil es gar nicht so einfach ist wirklich faire Marken zu finden.

    Liebst,
    Lara

  • Swenja

    Ein sehr lesenswerter Artikel!
    Ich persönlich finde es ja ziemlich anstrengend immer den neusten Trends hinterherzurennen.
    Und dieser ganze Konsumwahnsinn ist echt Horror. Da trage ich meine Kleidungsstücke lieber ein paar Jahre und gönne mir ab und zu was schönes 🙂

    Liebste Grüsse

    Swenja
    http://www.overtheview.ch

    • Veni

      Erstmal Dankeschön 🙂
      und ja, du hast vollkommen Recht. Zu denken, man muss immer die neusten Trend tragen, ist wirklich anstrengend. Macht man sich von dem Gedanken frei, lebt es sich deutlich entspannter. 🙂

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