Exhibition,  Fashion

Exhibition Review: Azzedine Alaïa – The Couturier

Erst im vergangenen Herbst schockierte der Tod eines der letzten großen Couturiers des 20. Jahrhunderts die Modewelt – die Rede ist natürlich von Azzedine Alaïa.
Mit seinem unverwechselbaren Stil prägte er die Haute Couture in den letzten 50 Jahren maßgeblich und ist aus den Modegeschichtsbüchern kaum noch wegzudenken. Anders als Designer, wie Paco Rabanne, Alexander McQueen oder Jean Paul Gaultier, überzeugten Alaïas Kreationen ganz allein mit perfekten Passformen und ihrer eleganten Schlichtheit, ohne dabei besonders extravagant sein zu müssen. Genau diese Eleganz wurde vom Design Museum in London auf beeindruckende Weise in der Ausstellung „Azzedine Alaïa: The Couturier“ in Szene gesetzt. Eine schönere und auch emotionalere Hommage an den verstorbenen Designer hätte es gar nicht geben können.

I always feel free. When I don’t want something I don’t make it.“ – Azzedine Alaiïa

Azzedine Alaïa: Über den Couturier

Azzedine wurde in den 1940ern (er hat nie genaue Angaben zu seinem Geburtsjahr gemacht) in Tunesien geboren. Seine künstlerische Ader wurde schon früh entdeckt und so brachte ihn eine Freundin seiner Mutter mit gerade mal 15 Jahren an der École des Beaux-Arts in Tunis im Studienfach Bildhauerei unter. Da sich der junge Alaïa jedoch eher für die Schneiderei interessierte, ließ er sich das Nähen von seiner Schwester beibringen, um Haute Couture-Roben nachzuschneidern. Kurz darauf brach er auch schon sein Studium ab, um nach Paris zu ziehen und dort für Christian Dior zu arbeiten. Jedoch verbrachte er lediglich fünf Tage in Diors Atelier, bevor er gefeuert wurde und zwei Saisons für Guy Laroche arbeitete. Danach verdiente sich Alaïa sein Geld als Haushaltshilfe und -schneider der Pariser Oberschicht und knüpfte dabei wichtige Kontakte, die ihm beim Start seines eigenen Labels noch von Nützen sein sollten.
Zwar war seine erste Kollektion für Charles Jourdan in den 1970ern ein Flop, doch nachdem sich die Modewelt an seinen modernen Stil gewöhnt hatte, schaffte er es in den 80ern sein eigenes Label nach und nach zu etablieren. Dabei orientierte sich der Couturier nicht an den festen Zeiten des Modekalenders, sondern präsentierte seine Kollektionen wann es ihm passte und auch seinem Stil bliebt er immer treu und schaute dabei nicht nach Rechts und Links. In den 1990ern wurde es schließlich leiser um das Label und es verschwand für einige Jahre in der modischen Versenkung, da die Entwürfe als veraltet galten. Erst in den späten 2000ern feierte Azzedine Alaïa mit seinen silhouetten-schmeichelnden Kreationen ein Comeback und  wurde sogar von der Chambre Syndicale de la Haute Couture in den elitären Kreis der Labels aufgenommen, die sich Haute Couture nennen dürfen.
Im vergangenen November verstarb der talentierte Couturier allerdings viel zu früh an einem Herzinfarkt und hinterlässt in der Welt der Mode ein großes Loch und die Frage Welcher Designer kann in Zukunft die klare und feminine Linie Alaïas fortführen?“.

Über seine unverwechselbaren Kreationen

Als Modestudentin lernt man Silhouetten und auch Designs einem Zeitalter und manchmal sogar einem Designer zuzuordnen, wobei das zweite wiederum nicht so leicht ist, da sich viele Labels (vor allem in der heutigen Zeit) an modischen Strömungen orientieren und sich so keine eigene Handschrift erkennen lässt. Dies ist jedoch nicht bei Azzedine Alaïa der Fall gewesen. Seine Kreationen orientieren sich nicht an kurzweiligen Trends, sondern sind zeitlose und elegante Klassiker. Auch als „König des Streches“ bekannt, schaffte er es, Haut und Stoff miteinander Eins werden zu lassen, wodurch er die weibliche Silhouette perfekt in Szene setzte
Und genau diese kunstvollen, skulptural anmutenden Kreationen wurden im Design Museum wunderbar in Szene gesetzt, was jedoch auch kein Wunder ist, da Azzedine Alaïa höchstpersönlich im vergangenen Jahr an der Planung der Ausstellung beteiligt war. So finden die Besucher eine perfekt aufeinander abgestimmte Sammlung der ikonischsten Kreationen des tunesischen Designers in einer romantisch-futuristischen Kulisse. Neben den Ausstellungen „Christian Dior: Designer of Dreams“ und „Hubert de Givenchy: To Audrey with Love„, hat mich diese besonders beeindruckt, da einfach alles perfekt aufeinander abgestimmt ist und die Besucher in eine andere Welt entführt werden. 

Wer sich diese ganz besondere und emotionale Ausstellung noch anschauen möchte, sollte sich jedoch beeilen, da die Kreationen nur noch bis zum 08. Oktober 2018 im Design Museum in London zu bestaunen sind. Wer es bis dahin nicht mehr nach London schafft, kann sich mit tollen Biographien oder auch Sammelwerken, wie „Alaïa – The Secret Alchemy of a Fashion Show„, „ALAÏA“ oder auch „Fashion Designers A-Z„, darüber hinwegtrösten und sich die jetzt folgenden Bilder der Ausstellung anschauen. 😉





















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