Exhibition,  Fashion

Met Gala: Was steckt eigentlich dahinter?

Nachdem ich am gestrigen Tag, wie üblich, auf den Online-Seiten der bekannten Modemagazine stöberte, wurde ich mal wieder Zeuge von der Ignoranz und Oberflächlichkeit der Modewelt. Während renommierte Fashionmagazine darüber schreiben, wie ausgefallen und atemberaubend die Kleider der Promis auf der diesjährigen Met-Gala waren, wurde irgendwie immer vergessen zu erwähnen, warum die Met Gala überhaupt stattfindet. Dabei ist dieses Event der alljährliche Startschuss für eine der größten und wichtigsten Modeausstellungen. 

„Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination“: Mode inspiriert von Religion

Klar, die Roben der Stars auf dem roten Teppich waren, wie jedes Jahr, spektakulär (jedoch auch ein wenig plakativ), doch die Kreationen hinter den Türen des Metropolitan Museums of Art in New York City sind noch viel spektakulärer.
Für die Ausstellung Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination„, die am 10. Mai beginnt, werden nämlich über 150 Kreationen aus dem frühen 20. Jahrhundert von Designern und Modehäusern, wie Balenciaga, Chanel, Dior, Dolce & Gabbana, Yves Saint Laurent oder Valentino, ausgestellt.
Alle Kreationen schaffen in einer gewissen Art und Weise, sei es durch katholische Symbole und Bilder oder der Passform, eine Verbindung zum Katholizismus. Komplettiert wird die Ausstellung durch 50 Exponate aus der Sammlung des Vatikans, durch die der Einfluss des katholischen Glaubens auf die Mode visualisiert werden soll. Das Herzstück dieser Ausstellung bildet eine kunstvolle Papstrobe, die John Galliano für das Traditionshaus Dior für die Herbst/Winter-Kollektion 2000/01 designte, in der es ihm um Sex und Fetischismus ging. Auch Maria Grazia Chiuri, meiner Meinung nach eine der kreativsten und inspirierendsten Köpfe momentan, kreierte 2014, damals noch für Valentino, ein Abendkleid, das eine der wohl bekanntesten Geschichten des alten Testaments erzählt: Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis.
Nachdem die letzten Ausstellungen „Manus x Machina: Fashion in an Age of Technology“  oder „Rei Kawakubo/Comme des Garçons: Art of the In-Between“ bereits atemberaubend waren, scheinen die verantwortlichen Kuratoren Andrew Bolton und Wendy Yu mit dieser Ausstellung alles zuvor dagewesene übertreffen zu wollen.

Warum interessiert sich kaum jemand für eine solche Ausstellung?

Diese Ausstellung leitet einen äußerst anspruchsvollen Dialog zweier kulturell wertvollen Lebensbereiche ein, doch leider scheint sich ein Großteil der Menschen eher für die Outfits der Stars und für die Frage, wer mit wem auf dem roten Teppich war, zu interessieren.
Da könnten Berichte über Mode endlich mal tiefer gehen und doch dümpeln renommierte Modemagazine weiter an der Oberfläche herum und versuchen gar nicht erst, Mode als ein kulturelle Phänomen darzustellen, dass die Macht hat, die Gesellschaft (positiv) zu beeinflussen. Und wenn ich dann folgende Zeilen auf der, eigentlich anspruchsvollen, Seite der Vogue lese, dreht sich mir der Magen noch ein Stückchen weiter um:

„Später ist die Ausstellung zu sehen, die eigens für den Abend installiert und inszeniert wird und die sich jedes Jahr dem Thema der Gala anpasst.“ – Vogue Deutschland

Völliger Quatsch! Die Ausstellung wird nicht auf die Met Gala abgestimmt, sondern andersherum. Ziel der Gala ist es, Spendengelder für das Kostüm-Institut des Metropolitan Museums of Art zu sammeln, dass mehr als 35.000 Exponate umfasst, und nicht nur als Plattform für den neusten Tratsch und Klatsch zu dienen.
Doch eigentlich muss es mich nicht wundern, warum die Magazine an der Oberfläche bleiben – viele Menschen wollen sich einfach nicht tiefer mit einem Thema beschäftigen und begnügen sich mit dem Oberflächlichen. Wo wir mal wieder bei dem Thema Influencer wären…doch das ist ein anderes Kapitel. 😉





Hier finden sich auch noch ein paar nützliche Informationen zu der Ausstellung:

„Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination“, 10. Mai bis 08. Oktober 2018, Metropolitan Museum of Art, New York

Photo Credits: Press/The Metropolitan Museum of Art
Digital Composite Scan by Katerina Jebb

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