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Exhibition Review: Yves Saint Laurent – Inaugural Display

Nachdem nun die Entscheidung gefallen ist und ich nach London zu den Ausstellungen „Fashioned from Nature“ im V&A Museum und „Azzedine Alaïa: The Couturier“ im Design Museum fliegen werde und so die aktuelle Ausstellung im Musée Yves Saint Laurent Paris leider verpasse, möchte ich trotzdem ein wenig über Yves Saint Laurent und die Kreationen dieser Ausstellung berichten, da kaum ein Designer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen solch enormen Einfluss auf die Modewelt ausgeübt hat, wie der Lehrling von Christian Dior. 

Über Yves Saint Laurent

Yves Saint Laurent wurde 1936 in Algerien geboren und wuchs mit seinen beiden jüngeren Geschwistern dort auf. Im Alter von elf Jahren war es so fasziniert von den Kostümen einer Theateraufführung, dass seine Leidenschaft für Mode entfacht wurde und er begann Entwürfe für das Theater zu zeichnen. So war seine Karriere als Couturier vorbestimmt: Im Alter von 17 reichte der junge Couturier drei Entwürfe bei dem Modewettbewerb des Internationalen Wollsekretariats ein und belegte mit einem Abendkleid den dritten Platz. Dank des Wettbewerbs konnte Yves Saint Laurent erste Kontakte in der Modebranche knüpfen und so begann er 1954 eine Ausbildung zum Mode- und Bühnenzeichner an der Modeschule der Chambre Syndicale de la Haute Couture des Pariser Modeverbands, die der junge Couturier allerdings nicht beendete.
1954 reichte Yves Saint Laurent ein weiteres Mal drei seiner Entwürfe bei dem Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats ein und diesmal erreichte er den ersten Platz mit dem Design eines Cocktailkleides, dass für das Haus Givenchy schließlich in Produktion ging. Dies war der Startschuss für seine außergewöhnliche Karriere – daraufhin stellte nämlich der Direktor der französischen Vogue Laurent Christian Dior vor und so begann eine äußert erfolgreiche Zusammenarbeit zwei der größten Couturiers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 
Nach Christian Diors viel zu frühen Tod 1957, übernahm Yves Saint Laurent, mit gerade mal 21 Jahren, die kreative Leitung des Hauses, jedoch hielt dieses Arbeitsverhältnis nicht sehr lange. 1960 erlitt der junge Designer einen Nervenzusammenbruch und die darauf folgende, medikamentöse Therapie stürzte ihn in die Drogensucht. Diese und seine visionären Entwürfe, die nicht zu dem konservativen Bild des Traditionslabels passten, waren die Gründe, weshalb das Hause Dior und Yves Saint Laurent von da an getrennte Wege gingen. Doch wie sich herausstellte, war dies das Beste, was dem jungen Yves Saint Laurent hätte passieren können, denn er erhielt dank eines Vertragsbruchs Seiten Diors 100.000$ Entschädigung, die er 1961 als Startkapital für die Gründung seines eigenen Labels, Yves Saint Laurent Couture, nutzte. In den darauf folgenden 40 Jahren entwarf Yves Saint Laurent unzählige atemberaubende Kreationen, gleichzeitig hatte er jedoch auch immer wieder mit schweren Depressionen, Nervenzusammenbrüchen und seine Drogen- und Alkoholsucht zu kämpfen.
Anfang des 21. Jahrhunderts zog er sich schließlich aus der Modebranche zurück und verbrachte seine Zeit hauptsächlich in Paris und Marrakesch, bis er schließlich, am 01. Juni 2008, an den Folgen eines bösartigen Hirntumors in Paris verstarb.

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Strenge, Einfachheit, die Schönheit des Klassischen geht mir über alles – doch meine Fantasie und meine ausgeprägte Vorstellungsgabe verführen mich manchmal zum Barocken, Fremdartigen.“ – Yves Saint Laurent

Yves Saint Laurent: Sein Stil bleibt unvergessen

Nachdem Christian Dior nach den Kriegsjahren die weiblichen Körper erneut in Sanduhr-Silhouetten drängte, waren es in den 1960ern Cristobál Balenciaga und natürlich Yves Saint Laurent, deren Designs den Frauen wieder mehr Freiheit schenkten.
Mit seinen modernen Ensembles revolutionierte Laurent die Mode und schaffte es, femininer Kleidung Stärke einzuhauchen und die Frauen in einem ganz neuen, viel selbstbewussteren Licht erscheinen zu lassen. Dabei waren Einflüsse anderer Kulturen, wie beispielsweise beim berühmten Safari-Look, Elemente der Männermode, wie die breiten Schultern,  und die Experimentierfreudigkeit mit knalligen Farben, wie Pink und Orange, charakteristisch für Yves Saint Laurents Designs. Bei all seinen Kreationen fiel besonders die präzise Schnittführung, die er unter Christian Dior lernte, ins Auge und so waren bzw. sind noch heute seine Entwürfe ein Must-haves im Kleiderschrank einer jeden Frau.

Ein eigenes Museum für den visionären Couturier

Wie wichtig Yves Saint Laurents Arbeit als Couturier für die Modewelt ist, wurde bereits 1983 deutlich, als ihm die Ehre zu teil wurde, als erster noch lebender Couturier eine eigene Ausstellung im Metropolitan Museum of Arts gewidmet zu bekommen.
Doch eine eigene Ausstellung für diese Ausnahmetalent reicht nicht – wie wäre es also mit einem ganzen Museum? Im September vergangenen Jahres öffnete das Musée Yves Saint Laurent in Paris seine Pforten und durch die Türen, durch die die Besucher des Museums gehen, ging Yves Saint Laurent höchstpersönlich, da sich das Museum in den ehemaligen Atelierräumen des Couturiers befindet. Und was kann als bessere Location dienen, als der Ort, an dem Yves Saint Laurent seine atemberaubenden Kreationen entwarf?
Auf 450m² sollen abwechselnd Retrospektiven und Themenausstellungen kuratiert werden
, die den Besuchern nicht nur die Arbeit Yves Saint Laurents näher bringen sollen, sondern auch sein Leben portraitieren. Die aktuelle Ausstellung „Yves Saint Laurent – Inaugural Display“ ist eine Retrospektive und präsentiert eine Vielzahl der ikonischen Kreationen des Couturiers. Darunter befindet sich das Mondrian-Dress, dessen Vorbild die Kunstwerke des niederländischen Malers Piet Mondrian waren, die Safari-Jacke, die dank der ikonischen Fotografie von Model Veruschka zu einem der bekanntesten Stücke Yves Saint Laurents wurde oder auch zahlreiche Versionen des „Le Smoking“, dem ersten Smoking für die Frau – und natürlich kommen Liebhaber von kunstvollen Abendroben ebenfalls voll auf ihre Kosten. Diese Sammlung führt dem Betrachter vor Augen, wie facettenreich Yves Saint Laurents Arbeit war und welch einen Einfluss er auf die Mode in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts und auch noch heute ausübt.

Die aktuelle Retrospektive könnt ihr noch bis zum 09. September diesen Jahres bestaunen, doch danach ist (zum Glück) kein Ende in Sicht. Ab dem 02. Oktober steht nämlich schon die nächste Ausstellung „Yves Saint Laurent – Dreams of the Orient“ in den Startlöchern und dies ist nicht nur die erste Themenausstellung über Yves Saint Laurents Werke, sie widmet sich auch einem der wichtigsten Einflüsse seiner Kreationen: dem Orientalischen.
Wer es sich so lange lieber auf der Couch bequem machen möchte und mehr über Yves Saint Laurent lesen und sehen möchte, dem kann ich Vogue On: Yves Saint Laurent„, „Yves Saint Laurent – Icons of Fashion Design/Icons of Photography oder auch „Yves Saint Laurent + Halston – Fashioning the 70s“ wärmstens empfehlen.

Wenn ihr mehr solcher ausführlichen Artikel über die großen Couturiers des 20. Jahrhunderts lesen wollt, lasst es mich doch gerne in den Kommentaren wissen. 🙂

Hies sind nun einige Eindrücke des Museums und der aktuellen Ausstellung aus dem Musée Yves Saint Laurent:

© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Sophie Carre
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Sophie Carre
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel
© Musée Yves Saint Laurent Paris / Luc Castel

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